Wir machen uns mal wieder auf und
wandern. Einfach von der Haustür loslaufen und mal sehen wohin und wie weit der
Weg uns führt. Für mich hat so ein Tag in der Natur und zu Fuß unterwegs immer eine
sehr belebende Wirkung. Und ich sinniere über das Wandern an sich nach …
Doch eben weil sich das Tempo unseres
Lebens beschleunigt hat – und zwar oft so sehr, dass wir es mit unseren
(begrenzten) Sinnen kaum mehr bewältigen können, ist das Wandern ein wahres
Entschleunigung. Es gibt uns etwas von der scheinbar davoneilenden Zeit zurück
und erlaubt dem Körper und Geist zur Ruhe zu kommen. Das einfache Gehen erschließt
die Umwelt in jener Gelassenheit, die man auch als "Mut zur
Langsamkeit" bezeichnen könnte. Und,
der Körper wird schonend gefordert (okay, nicht wenn man meint man müsse einen
20 kg-Rucksack tragen) und die Psyche geöffnet und besänftigt (wenn man es
zulässt). So ist denn Wandern vielleicht doch ein Sport, der sanfte Natursport…
Die Natur in ihrer ganzen Pracht
erleben, auch das ist Wandern für mich. Der unmittelbare Naturzugang, erlaubt
uns, die Schönheiten der Natur direkt vor Ort zu genießen – mit allen Sinnen. In
den Städten wird diese von unserer industrialisierten Gesellschaft gefühlt
immer stärker zurückgedrängt. Ich habe mal gelesen, dass in einer Studie
nachgewiesen wurde, dass das Betrachten einer schönen Landschaft Puls und
Blutdruck senkt und das Gefühl von Entspannung fördert. Dem kann ich nur
zustimmen …
Ich wandere sehr gerne alleine. Aber
für mich ist wandern (und natürlich und umso mehr pilgern) auch Begegnung.
Nicht nur die mit der Natur, sondern vor allem die mit Menschen. Viele Menschen
zählen zu ihren höchsten Lebenswerten die Individualität und Ungebundenheit,
aber eben auch freundschaftliche Bindungen. Manchmal scheinen diese Dinge nicht
wirklich vereinbar zu sein – doch beim Wandern ist es realisierbar. Ich kann
alleine, zu zweit oder in einer größeren Gruppe unterwegs sein. Und selbst bei
letzterer Variante habe ich immer auch die Möglichkeit, mich für eine Weile
zurückzuziehen. Ich habe schon oft festgestellt, dass das nebeneinander Gehen
eine der unkompliziertesten Kommunikationsformen ist. Man kommt ins Gespräch
und kann sich einfach
wieder daraus lösen. Die konventionelle Förmlichkeit wird durchbrochen. Dadurch
kann man dem anderen ungewöhnlich intensiv begegnen und doch seine
Unabhängigkeit wahren. Gerade weil die soziale Situation des Wanderns so offen
ist, entfaltet sie eine ungeahnte heimliche Bindungskraft. Es gibt kaum eine
Form des Zusammenseins, die so schnell so tiefgehende Kontakte ermöglicht und
Freundschaften schafft.
Und so ist Wandern auch Vielfalt.
Dies eben in den Begegnungen, die körperliche Herausforderung, das Genießen der
Natur – alles gleichzeitig. Man kann großräumig die Landschaft erkunden,
Pflanzen oder Tiere bewundern, seine körperliche Fitness pflegen,
aufgeschlossene Geselligkeit genießen, kulturelle Sehenswürdigkeiten erschließen
oder gar die letzten Abenteuer in unserer Kulturwildnis
suchen – was jeder mit Wandern verbindet, bestimmt er nach seinen individuellen
Bedürfnissen.
Natürlich ist das Wandern – und vor
allem auch das Pilgern – noch viel viel mehr, denn es lässt Raum zur
Individualität … eben Etwas für jeden …
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