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Montag, 13. Juli 2015

Camino on my mind ...






… so in etwa geht es mir im Moment. Nein, mein Leben ist in keinster Weise langweilig, aber auch nicht wirklich ein Abenteuer. Oft eben einfach Alltag.

Und wie sieht der aus? Na, letzte Woche zum Beispiel so:

5:00 Uhr – der Wecker klingelt. Clyde rührt sich noch nicht (er ist ein Morgenmuffel). Ich stehe auf, und gehe ins Bad. Auf dem Weg dahin laufe ich an meinem (fast) fertig gepackten Rucksack vorbei und denke: Ach, könnte ich doch jetzt loslaufen! Aber heute Morgen laufen wir, nachdem ich Clyde endlich überredet habe aus dem Bett zu kommen, erstmal Gassi. Die morgendliche Runde wie immer.

6.30 Uhr – auf dem Weg zur Arbeit spielen sie im Radio der Song ‚Morning has broken‘ von Cat Stevens. Sofort muss ich an meine Pilgerreise in 2011 denken. Wenn ich einen guten Tag hatte, habe ich oft am Morgen dieses Lied für mich geträllert. Draußen in der Natur, unterwegs, klang es aber – obschon ich keine so begnadete Sängerin bin – irgendwie besser ….

07:00 Uhr. Im Büro bin ich wie immer die Erste. Gut, das gibt mir Zeit ein bisschen im Internet zu surfen bzw. auf meine Facebook-Seite zu gehen. Ich bin ja in ein paar Gruppen, die sich thematisch mit dem Jakobsweg beschäftigen und ich kann für ein paar Minuten in die Welt des Caminos abtauchen.  Es gibt Pilgerberichte, Fragen und Antworten, Meinungen und viele Bilder. Ich habe das Gefühl, der Jakobsweg ruft mich - und doch, ich sehne mich irgendwie wohl nur danach, wieder einmal ungestört Zeit mit mir zu verbringen; mich 24 Stunden ungefiltert wahrzunehmen – einer der vielen „Segen“ des Pilgerns  

12:00 Uhr. Der Tag zieht sich. Mir scheint, die Zeit bis zur Abreise verrinnt mal wieder zu langsam und ich kämpfe - auch mal wieder - mit meiner Ungeduld.

Ich gehöre prinzipiell nicht zu der ‚Endlich-Freitag-Fraktion‘. Doch ich gebe zu, ich freue mich jetzt schon, wenn es endlich Freitag ist und ich wieder eine Woche näher an meiner diesjährigen Pilgerreise bin …

16:00 Uhr. Endlich Feierabend. Erstmal Clyde bei der Dogsitterin abholen. Wir unterhalten uns noch kurz über die Verfügbarkeiten der nächsten Wochen. Ich erwähne dann natürlich auch, dass ich demnächst 3 Wochen Urlaub habe und der Hund dann nicht kommt. Und sehr gerne beantworte ich die Frage, was ich denn im Urlaub machen werde. Pilger? Wirklich? Wo denn und wie lange … Schnell ist eine halbe Stunde rum, da ich so ins Schwärmen gerate.


20:00 Uhr. Ich hatte mir kürzlich eine Doku zum Thema Jakobsweg aufgezeichnet und die schauen ich mir an. Kommt ja sonst eh nix Vernünftiges im Fernsehen.
Ich werde dann ein bisschen wehmütig als ich die Bilder so an mir vorüberfliegen sehe, auch wenn die Kommentare auf mich teilweise etwas gekünstelt wirken. Aber wer den Weg schon ging, ist wohl auch nicht die direkte Zielgruppe der Filmemacher.

22.00 Uhr. Zeit ins Bett zu gehen. Clyde ist schon total schläfrig und mag nicht mal mehr sein Betthupferl. Also Licht aus … als ich dann aber so da liege und in Gedanken den gerade gesehenen Bildern nachhänge, fallen mir spontan ein paar Sätze ein, die ich mir gleich notieren muss, bevor ich dann endgültig ins Reich der Träume abdrifte:

Für fast 20 Jahre war ich ziemlich fest davon überzeugt, dass sich mein Traum davon, den Jakobsweg zu pilgern, nie erfüllen wird. Zunächst waren es finanzielle, dann gesundheitliche Gründe ... aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben und konnte mir dann im Jahr 2011 diesen Wunsch erfüllen, von Deutschland aus am Stück nach Spanien zu pilgern. Umso mehr habe ich den Weg genossen und umso intensiver war das Erleben.
Und jetzt? Der Virus hat mich gepackt und ich träume von meiner nächsten Pilgerreise. Leider sind meine Lebensumstände im Moment nicht so, dass ich wieder 3 Monate am Stück unterwegs sein könnte. Und ich glaube auch nicht, dass dieses Erlebnis so ‚wiederholt‘ werden kann.
Aber ich halte daran fest, dass ich wieder pilgern werde, diesmal eben nicht so lange und näher dran …
Was ich sagen will ist, solange ich die Sehnsucht nach dem Weg in mir trage, solange weiß ich, dass ich wieder komme. - Ich wünsche jedem diese Sehnsucht. Vielleicht nicht dieses Jahr und vielleicht auch nicht nächstes, aber ich bin davon überzeugt, solange Du den Weg nicht loslässt, lässt er Dich auch nicht los ...

In diesem Sinne: Bon Courage!

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