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Dienstag, 7. Juli 2015

Zweifel-los ...




Okay, sie sind da, die Zweifel. Nicht das ich wirklich darauf gewartet habe und diesmal haben sie sich auch echt Zeit gelassen. Ich wundere mich fast … Doch nun kommen sie und mit ihnen all die Fragen in meinem Kopf. Und dabei bin ich ja diesmal – gegenüber meiner letzten Pilgerreise – nur in einer ‚light-Form‘ unterwegs. Viel kürzere Zeit, direkt vor der Haustür und noch dazu nur die Hälfte der Strecke alleine. Und trotzdem, bin ich mir gerade einfach nicht so sicher, ob das Ganze so eine gute Idee ist …

Da ist zum Beispiel die Sache mit der Kondition. Als ich vorhin die Treppe zu meinem Büro ins 5. OG raufgelaufen bin, musste ich oben schon etwas schnaufen. Okay, es ist sozusagen mein tägliches Fitnesstraining, dies drei- bis viermal täglich zu tun, aber ich habe nicht das Gefühl es wird wirklich besser. So frage ich mich jetzt, kann ich es überhaupt schaffen, ohne die ganze Zeit Schmerzen zu haben? Die Etappen, die ich mir vorgenommen habe, sind teilweise doch recht anspruchsvoll. Naja, für ein intensives Training ist es jetzt – 3 Wochen vorher – eh zu spät und so werde ich wohl mit der Kondition zurechtkommen müssen, die ich habe. 
Doch zu allem Überfluss machen mir meine lädierten Lendenwirbel zurzeit wieder zu schaffen und an allen Ecken und Kanten bzw. Endungen und Rundungen des Körpers scheinen sich die 'Zipperlein' bemerkbar zu machen. Ich fühle mich einfach nicht wohl, glaube ich. Wobei das ja dann schon wieder irgendwie zum lachen ist und überhaupt, ich will ja schließlich keinen Marathon laufen ...

Dann frage ich mich, ob ich wohl überall ein Plätzchen zum Übernachten finde? Ich meine, in Spanien gibt es an jeder Ecke eine Herberge, aber in Deutschland ist das Netz doch noch nicht so dicht. Klar, bei Pfarrämtern etc anfragen, aber so weit her ist es mit der Nächstenliebe da auch nicht immer ... Und ich will nicht dauernd in Hotels gehen, da mir das zu teuer wird. Dann wiederrum habe ich überhaupt keine Lust, alles schon im Voraus zu organisieren.
Well, meine Erfahrung  - egal ob nun pilgern oder reisen in irgendeiner anderen Form - hat mir gezeigt, dass es oft sowieso anders kommt als man denkt. Auf jeden Fall werde ich kein Zelt mitnehmen, da mir das zu viel Gewicht ist. Und ich denke, es ist Juli und wenn es gar nicht anders geht, schlafe ich halt irgendwo draußen unter freiem Himmel. Für eine Nacht geht alles …

Ein bisschen Sorge macht mir auch das Wetter. Nicht etwa, dass es zu schlecht sein könnte, nein, schließlich ist es Sommer. Und ein Regenschauer macht mir nun wirklich nichts aus. Es ist eher die Hitze. Die kühlen Temperaturen des letzten Monats haben mich fast vergessen lassen, wie sich 30 Grad anfühlen. Wobei, mir selbst traue ich ja zu, damit klar zu kommen, schließlich habe ich ein paar Jahre in Texas gelebt und bei knapp 40°C und 80% Luftfeuchtigkeit draußen gearbeitet. Und dort habe ich auch gelernt, dass man einfach morgens früher anfängt und eine lange Mittagspause macht.
Aber wie ist es mit meinem Hund Clyde, der ja eine Woche mitläuft? Er ist überhaupt kein Hitzefan, eher so der Typ ‚Schattenparker‘. Wobei, er läuft ja nicht die ganze Zeit, sondern fährt in seinem „Ferrari“. Und er ist ein zäher kleiner Kerl …

Und wie sieht es ganz allgemein mit den Vorbereitungen aus? Irgendwie mache ich mir dann doch recht wenig Gedanken. Und Packen ist bei mir eher immer so ein ‚Last-Minute-Ding‘. Doch in diesem Fall? Sollte ich doch noch mal den Rucksack Probepacken und aussortieren, leichter machen? Was brauche ich wirklich nicht! …

Es gibt auf die Fragen zwar irgendwie Antworten, aber so wirklich zufriedenstellend sind die nicht. Brauche ich das denn?

Ich erzähle Klaus davon und merke, ich versuche mir ein Hintertürchen offen zu halten, nach dem Motto: ‚Naja, notfalls können wir ja abbrechen, wir sind ja nicht so weit weg von zuhause.‘ Er ist fast empört und sagt: ‚Ich möchte auf jeden Fall die vorgenommene Strecke laufen! Das geht schon!‘. Interessant, eigentlich sollte ich diejenige sein, die zuversichtlich ist, schließlich habe ich die Erfahrung. Aber vielleicht ist es auch gerade das, was mich schreckt?

Die „Angst vor der eigenen Courage“ ist so eine Sache. Andere trauen uns oft viel mehr zu, als wir selbst. Es ist ja auch nicht so, dass mir diese Dinge schlaflose Nächte bereiten. Dazu bin ich dann doch zu pragmatisch und denke das regelt sich schon, irgendwie. Es wird sich unterwegs zeigen, ob und wie es klappt… Der Weg wird schon für mich sorgen.
Und gehört dieses auf und ab zwischen ‚Ich freue mich riesig und kann es kaum erwarten‘ bis zu ‚Ich schaffe das nicht und bleibe am besten zuhause‘ nicht auch zum Camino-Gefühl? Es macht einen Teil dessen aus, was der Weg mir am Ende gibt. Und da muss sicher nicht alles reibungslos verlaufen …

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