»Die Landschaft erobert man mit den Schuhsohlen, nicht mit
den Autoreifen.« (Georges Duhamel)
Neue Schuhe, neue Kleidung, neue
Trekkingstöcke … all das will getestet werden. Also los geht es - diesmal so
richtig auf dem Jakobsweg. Im wunderschönen Schwabenland, heute die Strecke von
Winnenden nach Esslingen.
Klaus Tante Gerdi wohnt mit Ehemann in
der Nähe von Winnenden und nachdem sie mein Buch (www.wiebkebeyer.jimdo.de)
gelesen hat, schlug sie vor, doch mal vor Ort ein wenig zu pilgern (sie hätte
da noch die eine oder andere Frage und wo könnte man da besser drüber reden,
als auf dem Jakobsweg selbst). Das habe ich natürlich gerne angenommen und schnell
war auch ein Termin gefunden.
Freitag, der 1. Mai war ja wirklich
total verregnet – zumindest bei uns. Wir hatten uns für Samstag verabredet, da
wir dachten, am ersten sind irgendwie alle unterwegs. Wobei bei dem
Dauernieselregen … aber wie heißt es schön: die Natur braucht den Regen. So
haben wir an dem Tag nicht viel gemacht – außer zu hoffen, dass der Wetterdienst
mal Recht hat und Samstag wirklich der wettermäßig schönere Tag werden soll.
Und siehe da, der Hl. Jakobus ist gnädig, es regnet nicht.
So machen wir uns am Samstagmorgen
erstmal per Auto auf den Weg bzw. die Straße. Da wir recht früh dran sind, ist
noch nicht viel los und wir sind bald am Ausgangspunkt angekommen.
Gestärkt sollte man sein und bei
Gerdi und Hans gibt es erstmal ein ordentliches Frühstück! Mit allem was das
Pilgerherz höher schlagen lässt und vor
allem den Magen füllt für ausreichend Energie. Noch ein Brot schmieren für
unterwegs, dass nebst einer Flasche Wasser für jeden in den Rucksack gepackt wird
und wir sind abmarschbereit.
Da Hans eher nicht so der Wanderer
ist und ich nicht sicher bin, ob Clyde die Strecke ganz laufen kann, dürfen die
zwei sich gegenseitig Gesellschaft leisten.
Gerdi, Klaus und ich gehen gegen 9.30
Uhr los. Der Himmel ist bewölkt, aber die Temperaturen angenehm. Genau richtig
zum Wandern (wobei ich zugebe, wir haben einen Regenschirm eingepackt – nur für
alle Fälle).
Wir müssen gar nicht weit laufen, da
sehen wir schon das erste Muschelzeichen und wir sind auf einem Teilstück des
Jakobsweges der von Rothenburg o.d. Tauber nach Rottenburg führt.
Kurze Zeit
später sind wir dann in Winnenden. Einmal quer durch die Stadt und über den
Markt. Vorbei an Marktständen an denen es viele Leckereien zu kaufen gibt. Aber
ein Wanderer weiß, was ich kaufe, muss ich tragen. Also begnügen wir uns damit zu
schnuppern und schauen.
Gerdi grüßt ein paar Leute, die sie
kennt und die sich doch ein wenig wundern, dass wir hier so recht gut ausgerüstet
entlang wandern. Okay, für eine Tageswanderung vielleicht etwas ‚overdressed‘
aber wir sind ja am Testlaufen – und den gepackten großen Rucksack haben wir
immerhin nicht dabei. Aber am kleinen Tagesrucksack hängt gut sichtbar die
Jakobsmuschel.
Das Schloss von Winnenden ist heute
eine Psychiatrische Klinik und nicht zu besichtigen – nur von außen. Und
natürlich müssen wir – vor allem ich als Hundeliebhaber - auch das berühmte
Mops-Denkmal anschauen. Die
Geschichte dieses wohl einmaliges Denkmals vor dem Schloss Winnental, zwischen
Torhaus und Hauptgebäude: Ein in Stein gehauener Mops erinnert an den Hund des
Herzogs Karl Alexander von Württemberg. Als Feldmarschall in österreichischen
Diensten führte dieser die kaiserliche Armee während der Schlacht um Belgrad im
Jahre 1717 gegen die osmanischen Truppen. Während des Kampfgetümmels, so die
Legende, sollen sich Herr und Hund verloren haben, worauf der Mops nach
Winnental zurücklief. Nach seinem Tod errichteten ihm die Schlossbewohner in Erinnerung
an seine Treue und Freundlichkeit dieses Denkmal. Eine schöne Geschichte –
gleichwohl es durchaus Menschen in Winnenden geben soll, die dies nicht
glauben.
Die Schlosskirche ist dann leider
geschlossen, aber gleich dahinter sehe ich ein Schild, das mein Pilgerherz
höher schlagen lassen: da steht Santiago de Compostella 2345 km. Ist doch gar
nicht so weit, oder? Jetzt einfach weiterlaufen …
Das tun wir auch. So langsam
verlassen wir das Stadtgebiet. Auf dieser Etappe des Jakobsweges pilgert man überwiegend
durch Felder, vorbei an Obstbäumen und Wiesen. Alles grünt in satten
Schattierungen und die Luft ist herrlich frisch. Der gestrige Regen scheint nicht
nur die Farben noch intensiver gemacht zu haben.
Wir lassen uns – wie sollte es anders
sein – leiten. Immer wieder die gelbe Muschel auf blauem Grund. Angebracht an
Bäumen und Zäunen, Hausmauern und Toren. Der Weg ist hervorragend ausgezeichnet
und ich bin mal wieder dankbar für all die Menschen, die sich die Mühe machen
und diese Wegzeichen anbringen.
Meist sind die Wege geschottert oder
asphaltiert, aber auch immer wieder ziemlich nass und rutschig. Bei Hanweiler gibt
es einen ersten kleineren Anstieg durch den Wald. Dieser ist nach dem gestrigen
Regen ziemlich matschig und ich bin froh, dass Clyde nicht dabei ist. Er wäre
innerhalb weniger Minuten nass und würde bald anfangen zu frieren – und hätte
mit Sicherheit keine Lust mehr weiterzulaufen.
Oben auf dem Hanweiler Sattel dann bietet
sich eine erste richtig tolle Aussicht hinunter auf Korb.
Ab hier pilgern wir nun ein ganzes
Stück durch die Weinberge weiter Richtung Süd- West. An den Rebstöcken zeigt
sich auch schon das erste zarte Grün. Dazwischen auch immer wieder Blumen und
es sieht alles nach Frühling und Wachsen, nach Neuanfang und Hoffnung aus.
Der nächstgrößere Ort ist Endersbach.
Hier müssen wir erst über eine ziemlich befahrene Straße (ohne Fußgängerampel,
was gar nicht so einfach ist) und dann eine Entscheidung treffen. Es gibt zwei
Möglichkeiten weiter zu laufen – Richtung Esslingen oder Richtung Plochingen.
Nun für heute ist es Esslingen und – wieder ein Dank an die vielen Helfer - ist
die Abzweigung gut ausgeschildert.
Dieser Teil des Jakobsweges führt
durch ein paar kleine Orte, aber nie an den Hauptstraßen entlang. Das macht es
sehr angenehm in zu gehen. Weiter durch Wiesen und Wälder.
Als wir einen schönen Grillplatz
finden, beschließen wir eine kleine Pause zu machen, damit wir unsere Brote
nicht bis Esslingen tragen. Ich gebe zu, ich bin auch froh ein bisschen sitzen
und ausruhen zu können.
Und dann machen wir uns an den
Anstieg. Vor uns ist schon der Höhenrücken des Schurwaldes zu sehen. Der
Anstieg ist lang, aber nicht allzu anstrengend. Wobei zwischendrin ein Stück
Weg steil durch den Wald geht, der ziemlich rutschig ist. Gerdi und ich
beschließen den etwas längeren, dafür geschotterten Weg zu nehmen, Klaus kämpft
sich tapfer durch den Matsch. Und endlich sind wir oben. Auf der Schurwaldhöhe
werden wir mit einer herrlichen Aussicht über das Neckartal belohnt. Und genau
hier ist der Akku meines Fotoapparates leer. Klasse. So muss das Handy
herhalten, die Bilder werden dem Anblick allerdings nicht ganz gerecht.
Der schwierigste Teil des Weges ist
dann der äußerst steile Abstieg ins Tal nach Wäldenbronn. Der Asphalt ist schon
ziemlich abgenutzt, kleine Steinchen stehen raus und teilweise ist es bemoost.
Das Alles nach dem gestrigen Regen feucht und somit extrem rutschig. Doch wir
kommen heil unten an.
Noch einmal müssen wir einen Anstieg
hoch, wieder ein Stück runter und schon liegt die Esslinger Burg vor uns. Hier
nutzen wir noch schnell die ‚Nette Toilette‘ und machen uns dann daran über die
Burgstaffel zur Stadt hinunter zu laufen. Was wesentlich einfacher ist, als der
Weg vorhin.
Esslingen hat eine wunderschöne
Innenstadt mit vielen alten Häusern. Nachdem wir ja nun doch ein paar Kilometer
gelaufen sind – insgesamt gut 24, gönnen wir uns vor dem historischen Rathaus
noch einen Milchkaffe bevor wir uns aufmachen, mit der S-Bahn wieder nach
Winnenden zu fahren.
Hier erwartet uns schon ein
wundervolles Abendessen, von Hans zubereitet … und ein glücklicher Hund, der sein
Frauchen wieder hat.
Ein wundervoller Tag auf dem
Jakobsweg, der Lust auf mehr macht und die Sehnsucht weckt. Die Vorfreude auf
meinen Camino 2015 steigt und wegen mir könnte es schon Juli sein. Allen die –
wo auch immer - schon pilgernderweise unterwegs sind, an dieser Stelle „Bon
Courage!
Fortsetzung
folgt …
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